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Das ostfränkische Reich der Ottonen

Das ostfränkische Reich der Ottonen

919-936

Heinrich I.

936-973

Otto I., der Große.

955

Otto I. besiegt auf dem Lechfeld die Ungarn. Das ostfränkische Reich erringt Stabilität und zusätzliche Legitimität. Otto I., dessen Herrschaft sich faktisch zunächst auf den fränkisch-sächsischen Raum beschränkt hat, kann seine Ansprüche nun auch besser in anderen Regionen durchsetzen.

962

Kaiserkrönung Ottos I. in Rom

973-983

Otto II.

983-1002

Otto III.

1002-1024

Heinrich II.

Boppards Aufstieg unter den Ottonen

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Herrschaft manifestierte sich im Mittelalter in der Anwesenheit eines Herrschers vor Ort. Dort konnten ihn seine Untertanen sehen, unter Umständen die Insignien seiner Herrschaft bewundern, durch die Prachtentfaltung seines Hofes beeindruckt werden.

Kommunikation fand in erster Linie durch persönliche Anwesenheit statt. Der Herrscher sprach Recht, traf sich mit den lokalen Herren und demonstrierte durch seinen Besuch den Willen, seine Herrschaft auch vor Ort zur Geltung zu bringen. Vernachlässigte er diese Aufgabe, konnte es leicht geschehen, dass Reichsgut in fremde Hände geriet, die Einnahmen aus dem Reichsgut zurückgingen und er ganz allgemein an Einfluss in der betreffenden Gegend einbüßte. War das Königtum tatsächlich schwach oder setzte sich nur der Eindruck von Schwäche fest, übernahm oftmals der regionale Adel die Krongüter. So bestand ganz allgemein im Mittelalter zwar häufig ein Besitzanspruch auf bestimmte Güter und Grundherrschaften, aber in der Praxis kam es darauf an, einen derartigen Anspruch auch durchzusetzen. Das konnte man umso besser, wenn man stark war und über viel Ansehen und Prestige verfügte. So soll es erst den ottonischen Herrschern wieder gelungen sein, über die zahlreichen Königsgüter am Mittelrhein selbst zu verfügen, nachdem sie zuvor in die Hände mächtiger Adelsgeschlechter gefallen waren.

Der König bereiste vor allem solche Regionen, die für seine Herrschaft wichtig waren und in denen er seine Interessen vorrangig verteidigen musste. Die Anzahl der königlichen oder kaiserlichen Besuche an einem bestimmten Ort lässt daher Rückschlüsse auf dessen Bedeutung zu. Allerdings verhindert die schwierige Quellenlage oftmals die Rekonstruktion einer konkreten Reiseroute oder kontinuierlicher Aufenthalte eines Herrschers. Manche Orte hat er unter Umständen wesentlich häufiger besucht, ohne dass davon eine Nachricht vorliegt.

Ab 919 herrschten im ostfränkisch-deutschen Reich die Liudolfinger, eine Herrscherdynastie aus Sachsen, die nach ihren drei Königen namens Otto auch Ottonen genannt wurde.

Sie hielten sich häufig in Boppard auf. Belegen lässt sich ein erster Besuch für Kaiser Otto II. im Jahr 975, daneben mindestens zwei Aufenthalte von Kaiser Otto III., im März 992 und im Januar 995. Aus den vermehrten Besuchen ottonischer Herrscher kann man schließen, dass der Mittelrhein neben dem Rhein-Main-Gebiet, dem Niederrhein und dem thüringisch-sächsischen Gebiet zu den Kernregionen oder königsnahen Gebieten dieses Geschlechts gezählt werden kann.

Immer wieder gab es während der Herrschaft eines Königs oder Kaisers auch Gebiete, die er selbst bei einer langjährigen Herrschaft nur selten oder gar nicht aufsuchte, obwohl sie zu seinem Reich gehörten. Man spricht dann von königsfernen Regionen.

Die als „Purpururkunde“ bezeichnete Heiratsurkunde der byzantinischen Prinzessin Theophanu mit Otto II. vom 14. April 972 ist eine der bedeutendsten Urkunden der Ottonenzeit. Für Kaiser Otto I. war die Vermählung seines Sohnes mit der Prinzessin ein großer Erfolg und steigerte sein Prestige.

Otto II. bestimmte in dieser Urkunde den Bopparder Königshof als Teil des Witwenguts seiner Gemahlin. Dies war im Mittelalter nicht ungewöhnlich, um im Falle des Todes eines Herrschers der Witwe ausreichend Besitz und Einkommen zu verschaffen. Auf diesem Weg sollte ihr eine unabhängige Stellung gesichert werden. Es ist davon auszugehen, dass der Bopparder Königshof vor allem Einkünfte an Wein garantierte. Für die Bedeutung dieses Königshofes spricht, dass bereits König Heinrich I. den Hof seiner Gemahlin, der Königin Mathilde, als Witwengut überlassen hatte.

Die Salier

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Von 1024 bis 1125 stellten die Salier die deutschen Könige und Kaiser. Aus dieser Zeit ist kein Kaiseraufenthalt in Boppard nachgewiesen.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurde das Reichsgut am Mittelrhein offenbar geschmälert. Dies lag an den zahlreichen Herausforderungen, denen sich insbesondere Kaiser Heinrich IV. (1056 – 1106) auf dem Höhepunkt des Investiturstreites mit Papst Gregor VII. (1073 – 1085) auch nördlich der Alpen stellen musste. Auch nach seinem Gang nach Canossa (1077) gelang es ihm nur mit Mühe, seine Herrschaft zu behaupten und seine Konkurrenten um die Königsherrschaft im Zaum zu halten.