Stadtbild
Mit der Abbildung von Bad Salzig im Osten bis zum Jakobsberger Hof im Westen bildet es eine Strecke von rund zehn Kilometern ab. Auch wenn einige Gebäude recht detailgetreu dargestellt sind, ging es vermutlich um die Wiedergabe des Stadtwaldes. Für diese Überlegung sprechen einige deutlich hervorgehobene Grenzsteine, von denen einer heute neben dem Stadtbild im Museum zu sehen ist.
Trotz dieser Einschränkung lädt das Bild ein, nicht nur die Stadt zu betrachten, sondern beispielsweise nach Kapellen, Grenzsteinen, Flurkreuzen oder 26 verschiedenen Schiffstypen auf dem Rhein zu suchen.
Das Stadtbild wurde 1985 gründlich restauriert.
Goswinus Klöcker kam aus Koblenz und heiratete am 23. Januar 1731 in Boppard Anna Katharina Maser. Von Beruf war er kaiserlicher Notar und zugelassener Anwalt am Bopparder Gericht.
Warum er das Stadtbild anfertigte, ist heute nicht mehr bekannt. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass er dafür einen Auftrag der Stadt erhalten hatte.
Die Kurfürstliche Burg
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Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts diente ein Teil der Burg als kurtrierisches Zollhaus, andere Teile werden als Kurfürstliche Burg bezeichnet. Heute befindet sich hier mit dem Museum einer der kulturellen Mittelpunkte Boppards.
Der Königshof
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Schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Königshof nur noch in Resten erhalten. Ein Turm ohne Dach und eine zinnenbekrönte Mauer zum Rhein hin sind die Reste der Anlage, von der aus Richard von Cornwall 1257 Boppard belagerte.
Sankt Severus
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Zentral in der Bildmitte und das Bild fast ebenso dominierend wie die Kurfürstliche Burg erhebt sich die 1237 eingeweihte Pfarrkirche Sankt Severus (82). Sie geht auf einen frühchristlichen Kultbau zurück, der im 5./6. Jahrhundert unter Benutzung von Gebäuden des römischen Bades erbaut wurde.
Adlerstein
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Adlersteine markierten den gesamten Grenzverlauf um Boppard. Sie sind auf dem großen Stadtbild überdimensional groß dargestellt, vermutlich, damit sie sofort als Grenzmarken erkannt werden können. Sie tragen als Zeichen den Reichsadler und weisen damit auf ein wichtiges und für die Bopparder Stadtgeschichte bemerkenswertes Ereignis hin: Sie markieren die Grenze des engeren Fiskus Boppard, wie er 1312 dem Trierer Erzbischof und Kurfürsten Balduin von Luxemburg übertragen wurde.
Sankt Martin
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Das außerhalb der Stadtmauern gelegene Kloster geht auf eine Kapelle zurück, die um 915 dem Frauenstift Sankt Ursula in Köln geschenkt wurde. 1425 wurde ein kleiner Frauenkonvent der Beginen erwähnt, der 1485 in ein Franziskanerinnenkloster umgewandelt wurde. In diesen Mauern wohnte und wirkte von 1847 bis 1853 der Arzt, Ethnologe und Japanforscher Philipp Franz Freiherr von Siebold.
Fliesen
Die Fliesen stammen überwiegend aus dem Königshof, einem bedeutenden Gebäude am westlichen Eingang der Stadt. Sie zeigen einen nach rechts blickenden Adler (K II 0016), einen Kreis mit achtstrahliger Sternblüte (K II 0019), einen nach rechts schreitenden Löwen (K II 0014, K II 0015) und andere Zierelemente.
Seinen Namen erhielt der Königshof, nachdem dort verschiedentlich Könige bei ihren Besuchen in Boppard wohnten. So besuchte allein der letzte bedeutende Stauferkönig Friedrich II. (1212–1250) mindestens fünfmal den Bopparder Königshof. Reste dieses Hofes sind auf dem großen Stadtbild zu sehen. (Literatur: Mißling, Heinz E. (Hrsg.): Boppard – Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Erster Band. Boppard 1997, S. 136 ff.)
In der Zeit des sogenannten Interregnums im Heiligen Römischen Reich hatte Boppard als nordwestlicher Vorposten des staufischen Reiches große Bedeutung und war entsprechend oft umkämpft. Vom Königshof aus soll 1257 Richard von Cornwall die Stadt belagert haben.
Stein mit Rechtsinschrift
1850 wurde beim Abbruch des Turms Nummer 25 der Stadtmauer dieser Quader gefunden und zunächst als Versatzstück in die Rückwand des Hauses Judengasse 23 eingebracht. Vermutlich kam er nach dem Brand der Judengasse 1876 in das Museum.
Dieser Sandstein ist ein bedeutendes und seltenes Rechtsdokument. Sein Text befreite die Einwohner von Niederlahnstein vom Zoll und erlegte ihnen im Gegenzug die Pflicht auf, einen Turm der Stadtmauer instand zu halten.
Seine Inschrift lautet:
„HEC TVRRIS / PERTINET AD / ILLOS DE INFERI / ORI LOGENSTEIN / IPSI TENENTVR EDI / FICARE EAM P(RO)PT(ER) HOC / / IPS / I SV / NT / HIC / COL / WR I“.
Das bedeutet auf Deutsch:
„Dieser Turm ist jenen von Niederlahnstein zugeordnet. Diese sind verpflichtet ihn zu erhalten; deswegen sind sie hier zollfrei.“
Anhand der Schrift wurde der Stein in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert.
Ein ähnlicher Stein befindet sich noch heute am Haus Burggraben 4. Er bezieht sich auf Turm 16 der alten Stadtbefestigung und betrifft die Bürger von Oberwesel.
„Die Inschrift zählt zu einer kleinen Reihe überlieferter mittelalterlicher Rechtsinschriften meist des 12. und 13. Jahrhunderts, die fundamentale Privilegien oder Vergünstigungen für die Bürger und Einwohner einer Stadt bzw. für die mit ihnen Handel Treibenden enthielten und deswegen an dem die Privilegien gewährenden Ort monumental ausgeführt und öffentlich sichtbar angebracht waren. Die vorliegende Inschrift gehört dabei zu einer besonders seltenen Mischform, die Stadtfremden die Pflicht zum baulichen Unterhalt eines Turms der Stadtmauer auferlegt und ihnen als Gegenleistung Zollbefreiung gewährt. Vermutlich dürfte sich dieses Privileg nicht auf den sehr alten und bedeutenden Bopparder Reichszoll bezogen haben, das nur vom König als Zollherrn gewährt werden konnte, sondern eher auf die Befreiung vom Marktzoll, über den der Rat der damaligen Reichsstadt Boppard selbst verfügen konnte. Die näheren Umstände dieses erstaunlichen Rechtsverhältnisses zwischen den Bürgern von Boppard und denen des um 1100 als Loginstein bezeichneten, einige Kilometer rheinabwärts an der Mündung der Lahn gelegenen Niederlahnstein sind nicht bekannt. Doch könnte ein Grund dieser Vereinbarung darin gelegen haben, daß der Stadt Boppard trotz wachsender Bevölkerung im 12. Jahrhundert der Unterhalt ihrer aus spätrömischer Zeit stammenden Stadtmauer mit vermutlich 28 Türmen aus eigener Kraft nicht möglich war. Die vorliegende Inschrift liefert zusammen mit der entsprechenden für Oberwesel ein wichtiges Indiz für den frühen Beginn der bislang eher für das 13. Jahrhundert angenommenen Ausbesserungs- und Wiederherstellungsarbeiten an der damals rund 900 Jahre alten Stadtbefestigung. Die hier erstmals vorgenommene Frühdatierung der Inschrift wird durch die von archäologischer Seite her gewonnene Beobachtung unterstützt, daß spätestens beim Neubau des Langhauses von St. Severus in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit dem Abbruch der nördlichen Stadtmauer zugunsten einer rheinseitigen Erweiterung begonnen worden war. Da es sich aber bei Turm 25 um den letzten Turm vor der Nordwestecke der Stadtmauer handelt, ist nicht klar, zu welchem Zeitpunkt er von diesen Umbaumaßnahmen betroffen wurde.“
Weiteres über den Stein finden Sie auf der Seite von DEUTSCHE INSCHRIFTEN ONLINE
Bopparder Sömmer
Ein Sömmer ist ein Hohlmaß, mit dem beispielsweise Getreide abgemessen werden konnte.
Der Bopparder Sömmer wurde 1864 bei Arbeiten im zweiten Geschoss des Nordturms der Sankt-Severus-Kirche gefunden und kam 1930 zunächst als Dauerleihgabe in das Museum.
Der Sömmer ist überwiegend aus Bronze gefertigt und trägt seitlich zwei oben wie unten abgeschrägte Griffe. Seine drei Füße sind als Tiertatzen ausgebildet, die mit einem kleinen dünnen Steg in den Gefäßkörper hineinragen. Dieser konnte durch zwei Ringe erweitert werden. Sein Fassungsvermögen beträgt ursprünglich 24,975 Liter, nach den beiden Erweiterungen 28,890 Liter.
Die Außenwand des Gefäßes besitzt eine umlaufende Inschrift aus erhabenen gotischen Majuskeln:
„Vme ein rechte beshedieit So vordi dusse svmeri bereit ume rechte sachge so dadi mirse machi“
Das bedeutet in heutigem Deutsch: „Um des rechten Bescheidwissens willen wurde diese Sömmer hergestellt; um eines gerechten Urteils im Streitfall willen haben wir sie machen lassen.“ Über die ansonsten glatte Außenwand des Gefäßes sind vier kleine Adlerwappen verteilt, von denen eines den Textbeginn markiert.
Anhand des spätmittelhochdeutschen Textes und der Form der Buchstaben lässt sich das Gefäß in das erste Drittel des 14. Jahrhunderts datieren. Da Boppard in reichsstädtischer und später auch Trierer Zeit eine eigene Währung und ein eigenes Maß besaß, dürfte die Stadt Auftraggeber gewesen sein. Das wird durch die mehrfache Verwendung des Stadtwappens unterstrichen. Hierfür spricht auch der Fundort, ein Raum, in dem vermutlich das Archiv der Stadt, sicher aber die Stadtkasse mit dem Bargeld aufbewahrt wurde.
Ungeklärt ist, ob es sich um ein städtisches Eich- oder Gebrauchsmaß handelte. Auch wo genau der Sömmer benutzt wurde und wer damit arbeitete, ist heute nicht mehr bekannt. Mit 21 Kilogramm Gewicht wird er aber einen festen Platz gehabt haben und nicht bei Gelegenheit beispielsweise zum Markt getragen worden sein.
Die Fliesen aus dem Königshof, die Siegel, der Sömmer und die Rechtsinschrift aus der Stadtmauer sind Belege für die Bedeutung der Stadt Boppard zur Entstehungszeit der Burg.
Weiteres über den Bopparder Sömmer finden Sie auf der Seite DEUTSCHE INSCHRIFTEN ONLINE )
Das Portal
Der Durchgang in den nächsten Raum erfolgt durch ein vorgestelltes Portal: Eine reich verzierte Zimmertür von 1603. Sie stammt aus dem im frühen 17. Jahrhundert erbauten Schaaf’schen Haus. Das 1896 abgebrochene Haus stand an der Ecke Seminarstraße/Ordensritterstraße. Die Tür ist seit 1935 im Besitz des Museums.